Aktion Pflanzenmilch-Znüni am 5. November 2015
Am Mittag des 4. Novembers 2014 kehren meine Kinder und Tageskinder von der Schule zurück. Sie erzählen, dass sie heute gratis einen ganz tollen und auch gesunden Znüni erhielten. Ich stelle fest, dass es sich um Kuhmilchabgabe, vor allem in Shakeform, handelt. Sie berichten weiter, dass gewisse Kinder bis zu 10 Becher an je 2 dl (die Regel wäre max. 2 Becher) während der Pause von 20 Minuten tranken. Selbst wenn man pure Kuhmilch als gesund betrachtet, ist diese Menge (erlaubte 4 dl) Kuhmilch gemischt mit zuckerhaltigen und aromatisierten Milchshakepulvern in so kurzer Zeit getrunken wohl kaum als gesund zu bezeichnen. Der ganze Anlass auf diese Art und Weise schockiert mich. Aus diesem und zahlreichen anderen Gründen schreibe ich der Schulleitung einen ausführlichen Brief und führe zahlreiche Telefonate. Ich biete an, dass ich aktiv helfe, nächstes Jahr daran etwas zu verändern.
Im August 2015 melde ich mich, wie abgemacht, bei der Schulleitung. Ich bekomme kurz darauf grünes Licht von der Schulleitung und dem Team für die Organisation eines Pflanzenmilch-Ausschanks in der 10 Uhr-Pause am 5. November 2015.
Nun setze ich alle Hebel in Bewegung. Ich suche nach Sponsoren und Informationsmaterial für diesen Anlass. Ich versende zahlreiche E-Mails und telefoniere mit vielen Fachpersonen. Von allen Seiten bekomme ich positive und erfreuliche Rückmeldungen. Noch vor den Herbstferien erhalte ich die Zusage der Firma Morga für verschiedene Pflanzenmilchsorten von Provamel. Nach unseren Herbstferien wird der Anlass für mich immer konkreter und rückt auch in grossen Schritten näher. Ich entscheide mich, in der 10-Uhr-Pause einen Himbeeren-Bananen-Hafermilch-Shake, den ich selber zubereite, auszuschenken. Obwohl die Firma Morga mir Sojamilch zusagt, beschliesse ich Hafermilch von der Firma Soyana zu nehmen, weil mir persönlich Sojamilch nicht schmeckt. Die Firma Soyana meldet sich leider weder auf Mails noch auf Anrufe von mir. Trotzdem kann ich die Produkte von Soyana empfehlen. Die Kosten für die Hafermilch von Soyana übernimmt die Schule, ebenso die Kosten für die kompostierbaren Becher für den Pflanzenmilch-Ausschank. Die Himbeeren und Bananen werden von Privatpersonen und uns gesponsert. Am 5. November können die Kinder, neben dem Shake, pure Haselnussmilch probieren. Alle Produkte sind in Bioqualität. Den gesponserten Kokosreisdrink (2 dl) dürfen die Kinder am Mittag nach Hause nehmen. Dazu erhalten sie einen Flyer über Pflanzenmilch, welchen Béatrice Chiari zur Verfügung stellt, „mein“ Rezept mit dem Himbeeren-Bananen-Hafermilch-Shake und Angaben von Bezugsquellen von Pflanzenmilch in unserer Umgebung. Für die Lehrpersonen stelle ich ein Dossier zum Thema zusammen. Dazu verfasse ich einen Begleitbrief mit meinen Beweggründen, einen Pflanzenmilch-Znüni zu organisieren und warum ich esse, was ich esse. Ich versuche möglichst vielseitige Informationen mit ökologischen, ethischen, tierrechtlichen und ernährungsbezogenen Aspekten zusammen zu tragen. Das Dossier soll jedoch nicht zu gross werden. Das Dossier beinhaltet:
- eine Aufstellung von Umweltbelastungen verursacht durch Nutztierhaltung
- zwei Broschüren: „Go vegan – Warum“ und „Go vegan – Wie“ von der Organisation swissveg
- den Flyer der Stiftung „Das Tier und wir“, welche Ethiklektionen für Schulklassen anbietet
- einen Informationsflyer von Béatrice Chiari mit dem Titel „Calcium in der Ernährung“, welcher die Calciumaufnahme der Kuhmilch von einer etwas anderen Seite beleuchtet
Eine Woche vor dem Anlass, kaufe ich Hafermilch, gefrorene Himbeeren, Bananen und ökologische Trinkbecher. Ich hole bei der Firma Morga die gesponserte Pflanzenmilch (Haselnussmilch, Sojamilch, Kokosreisdrink) ab. Das Dossier für die Lehrpersonen darf ich abgeben und liegt im Lehrerzimmer auf. Die Lehrpersonen führen ihre Klassen individuell ins Thema Pflanzenmilch ein. Meine Kinder, Tageskinder und Nachbarskinder berichten mir davon freudig!
Am Mittwochabend vor dem Anlass, mixe ich mit Hilfe meiner Kinder 12 l Himbeeren-Bananen-Hafermilch-Shake.
Ich hole die Kühlboxen vom Estrich und lege die Kühlelemente ins Gefrierfach. Die 12 l Haselnussmilch und die 12 l Himbeeren-Bananen-Hafermilch-Shake stelle ich in den Kühlschrank.
Am 5. November 2015 ist es soweit. Nachdem ich meine Kinder verabschiedet habe, bepacke ich unseren Leiterwagen. Bei herrlichem Herbstwetter arrangiere ich den Tisch mit dem Offenausschank.
Auf einem Bänkchen gestalte ich eine kleine Ausstellung mit verschiedenen Pflanzenmilch-Sorten.
Die Pausenglocke läutet. Ich spüre, dass ich leicht nervös bin. Doch als die ersten Kinder sich um den Tisch scharen und mir meine Kinder tatkräftig zur Seite stehen, verfliegt jegliche Aufregung. Interessiert und mutig probieren die Kinder die Pflanzenmilch. Den meisten schmeckt sie. Vor allem der Himbeeren-Bananen-Hafermilch-Shake findet Anklang. Zahlreiche Lehrpersonen probieren auch. Sie sind angetan und manche sogar begeistert. Ein Highlight für mich ist die Reaktion eines Knaben. Er kommt an den Tisch mit dem Offenausschank. Skeptisch schaut er in die Becher und fragt mit einem ablehnenden Gesichtsausdruck nach dem Inhalt. Er entscheidet sich mutig, den Shake zu probieren. Der erste Schluck zaubert ihm ein Lächeln auf das Gesicht. „Mhhh, ist das fein!“, lautet sein Kommentar. Freudig holt er seine Kollegen an den Tisch, die ebenfalls genussvoll probieren.
Die Pause vergeht schnell. Nach dem Klingelton leert sich der Pausenplatz. Ich beginne mit Aufräumen. Die Trinkbecher nehme ich nach Hause, um sie zu kompostieren. Die leeren Tetra-Packs der Haselnussmilch gebe ich in den Tetra-Pack-Container.
Die Schulleitung freut sich mit mir über den geglückten Anlass. Sie fragt mich, ob ich nächstes Jahr wieder einen Pflanzenmilch-Znüni organisieren möchte. JA und wie ich das will!
Ich bin sicher, dass ich einigen Kindern etwas Vielfalt schenken konnte. Vielleicht tragen die Kinder auch etwas von dieser Vielfalt nach Hause. Eine Kindheitserinnerung von mir taucht auf. In der 5. Klasse hatten wir das Thema Abfall. Ein „Recycling-Team“ kam zu uns in die Schule und leerte den Inhalt eines Abfallsacks auf den Boden. Eindrücklich lehrten sie uns, den Abfall zu trennen. Bei uns zu Hause kam alles vom Aluminium bis hin zu den Küchenabfällen in einen Abfall. Ich führte damals das Recycling-System bei uns ein.
Vielen Dank:
- an die Schulleitung und das Schulhausteam
- an die Firma Morga für das grosszügige Sponsoring der Provamelprodukte (Haselnussmilch, Sojamilch, Kokosreisdrink)
- an Béatrice Chiari
- an swissveg
- an die Stiftung „Das Tier und wir“
- an meine Familie
- an alle, die mich auf irgend eine Weise unterstützten
- an die vielen mutigen und neugierigen KINDER, die den Pflanzenmilch-Znüni probierten
Dieser Artikel wurde am 07.11.2015 veröffentlicht.