Der Samichlaus war für mich in meiner Kindheit eine wichtige Gestalt. In meiner Welt wohnte er hoch im Norden als Eremit in einem tiefen und dunklen Wald. Seine Freunde waren die Tiere. Er war sehr alt und weise. Langsam stapfte er einmal im Jahr durch den Schnee mit Schlitten und Esel, um den Menschenkindern Botschaften zu bringen. In seinem Sack brachte er den Kindern seine Wintervorräte mit, die er grosszügig verteilte. Er hatte auch immer eine Lebensrute (Fitze des Samichlaus) für mich und eine für meine Schwester dabei mit Süssigkeiten daran. Als Dankeschön konnten wir ihm ein Gedicht aufsagen, etwas singen, eine Zeichnung übergeben oder etwas vortanzen.
Dank meinen Eltern und meinem Götti, der den Samichlaus spielte, war mein Samichlaus kein strafender oder wertender Mann. Ich hoffe, dass meine Kinder den Samichlaus auch als Symbol des Winters erfahren dürfen. Mein Vater machte dies viele Jahre wunderbar. Dieses Jahr habe ich ihn zu spät darum gebeten und deshalb bekam er kein Samichlauskostüm mehr.
Im 6. Dezember-Schatz verbarg sich deshalb ein Ausflug nach Lichtensteig zum Weihnachtsmarkt. Dort gab es auch einen Samichlaus. Wir genossen die schöne Stimmung im alten Städtchen sehr.
Die Kinder kauften sich von ihrem Geburtstagsgeld ihrer Grossväter Edelsteine und von ihrem Taschengeld handgefertigte Stempel. Es gab auch die Gelegenheit … -PSSST- … da wird nichts verraten, denn es sind Geschenke.
Manchmal backe ich mit den Kindern eine Grittibänz-Frau für das Samichlausabendessen. Bewusst wählen wir eine weibliche Gestalt, da am 8. Dez. Maria Empfängnis ist und wir dies nicht speziell feiern. Da wir dieses Jahr am Markt waren, gab es anstatt Grittibänz-Frauen „Heissi Maroni“.
Am frühen Abend kehrten wir nach Hause zurück. Wir dekorierten den Tisch mit Tannenzweigen und legten die Samichlaus-Sachen, die wir am Markt erhielten darauf.
Wir assen zum Abendessen Erdnüsse und andere Nüsse, Äpfel, Birnen, Mandarinen, getrocknete Früchte wie Datteln und Schokolade. Dazu gab es unsere selbst gebackenen Guetzli.
Es klopfte dann doch noch an der Haustüre. Es antwortete jedoch niemand. Vor der Türe lagen gefüllte Samichlaus-Säcke und ein Brief vom Samichlaus, den wir aber erst nach dem 2. Advents-Sonntagsbrunch öffnen durften.
Dieser Artikel wurde am 06.12.2014 veröffentlicht.