Die Wintersonnwende am 21. Dezember enthält für mich viel weibliche, gebende, bringende und intuitive Energie. Das Licht wird geboren. Die erste Rauhnacht vom 21. auf den 22. Dezember ist für mich die Mutternacht. Ich ehre das Weibliche. Die 12 Rauhnächte sind für mich vergleichbar mit dem Wochenbett. Es ist eine geweihte Zeit, eine Zeit der Familie. Am 24. Dezember ist das Licht für mich wieder fühlbar länger präsent. Der Heilige Abend enthält für mich viel männliche, nehmende, tatkräftige und manifeste Energie. Geschenke gehören deshalb für mich zum Heiligen Abend dazu. Ich nenne die Rauhnacht vom 24. auf den 25. Dezember gerne auch die Vaternacht. Ich ehre das Männliche. Für mich gehören Wintersonnwende (weiblich) und Weihnachten (männlich) wie Ying und Yang oder Mutter Erde und Vater Himmel zusammen.
Am Heilig Abend feiern wir im engsten Familienkreis (mein Mann, meine Kinder und ich). Obwohl ich überhaupt nicht religiös nach einem bestimmten Glauben erzogen wurde, gehörte und gehört der Heilige Abend und Weihnachten zu unseren Ritualen im Jahr. Als Kind schon habe ich die Weihnachtszeit geliebt und dies ist bis heute so geblieben, obwohl mich der Konsumwahnsinn zu Weihnachten sehr traurig macht.
Ich erzähle den Kindern auch von Jesus. Mir ist es wichtig, dass sie wissen wer er war, was er tat und sagte und weshalb bei uns immer noch z.B. Weihnachten und Ostern gefeiert werden. Am Fensterbild erzähle ich ihnen die Geschichte von Jesus.
Nach dem Frühstück öffnen die Kinder ihre letzten Adventskalendertürchen. Wir dekorieren unseren Lichterbaum nun noch mit Baumkerzen und Kugeln.
Im ganzen Wohnzimmer stellen wir Kerzen auf und schmücken unseren Esstisch festlich mit ganz altem Geschirr von meiner Urgrossmutter und selber gesammelten Naturmaterialien, die für uns die vier Elemente widerspiegeln. Nach einem langen Spaziergang essen wir etwas Leichtes zum Mittag und die Kinder gehen danach baden. Ich bereite das Essen vor und backe unser Weihnachtsbrot. Die Teller richten wir dann gemeinsam an. Wir nehmen noch frisch, was uns der Garten liefert.
Um ca. 18.00 Uhr zünden wir die Kerzen an. Dabei singen wir Lieder aus der Adventszeit, andere Lichtlieder (z.B. Erev Shel Shoshanim) oder Lieder auf die wir gerade Lust haben. Dabei beginnen wir bei den Adventskerzen und unserem Rauhnachtlichterkreis. Wir beginnen im Dunkeln. Jede Kerze bringt mehr Licht ins Wohnzimmer. Die Baumkerzen am Lichterbaum entzünden wir noch nicht.
Wir essen einen Apéro Gemüsedipp mit drei verschiedenen eigenen Saucen und Pommes Chips zu Champagner und Rimus.
Im blossen Kerzenlicht essen wir das Abendessen.
Zum Essen gibt es kalte Platten und drei verschiedene selber gebackene Brote.
Dazu trinken wir dekantierten “alten“ Rotwein. Nach dem Essen dürfen die Kinder ins Zimmer verschwinden. Ich zünde die Baumkerzen an und wünsche mir zu jeder Kerze etwas und lege die Geschenke dazu.
Mit einer Glocke läute ich und die Kinder kommen freudig zum Lichterbaum. Die Kinder packen ihre Geschenke aus.
Geschenke für die Kinder sind hauptsächlich „vererbt“, schon gebraucht und warten jeweils schon über das Jahr hinweg auf den 24.Dezember. Neue Anschaffungen sind für viele Jahre gedacht. Die Kinder basteln, malen oder gestalten ihre Weihnachtsgeschenke für z.B. Götti oder Gotti selber. Die gebastelten Geschenke der Kinder für mich, freuen mich immer besonders. Für meinen Mann habe ich meistens kein materielles Geschenk. Er freut sich jedoch sehr über z.B. einen Brief, in dem ich ihm schreibe, was ich an ihm liebe. Er schenkt mir meistens ein Geschenk in Form von einer „Putzarbeit“, die mir schwer fällt. Zum Beispiel befreit er das Sofa von Flecken, reinigt den Wintergarten oder putzt die Fenster. Dies meist vor Weihnachten, damit ich es richtig geniessen kann.
Während die Kinder spielen, koche ich einen türkischen Kaffee. Energiekugeln, Schokolade und Nüsse essen wir zum Dessert. Wenn die Baumkerzen langsam kleiner werden, darf jede Person raten, welche Baumkerze zuletzt erlischt.